Zu meinen Arbeiten

Begonnen hat meine künstlerische Arbeit mit der analogen Fotografie, zu einer Zeit, als es noch keine PCs gab. Ich habe damals Lichtreflexe in Glas und Flüssigkeiten "auf Platte" gebannt. Aschenbecher, Blumenvasen und andere Glasgegenstände standen Pate bei diesen Bildern. Mit Makroobjektiv und mehreren Nahlinsen gelang es mir Lichtbrechungen in sehr engen Bereichen zu fotografieren. Dadurch sind Bilder von wahrhaft kosmischer Dimension entstanden, Fotos, die scheinbar irgendwo in der Weite des Universums entstanden sind. Nach dem hermetischen Satz "Wie oben, so unten", habe ich mit meiner Arbeit im Kleinen ein Abbild des ganz Großen entdeckt. Daher unterliegen wir  eigentlich keiner Täuschung, wenn wir die Fotos betrachten, denn alles besteht letztendlich aus Licht. Licht ist die Grundlage aller Materie, aber ebenso die Grundlage des Geistes, über den wir die Welt erkennen und zur Erscheinung bringen.

Das Ziel meiner Arbeit war damals, ein fotografisches Abbild der Schöpfung zu gestalten und sollte zur optischen Ergänzung meines Buches dienen, das ich 1998 unter dem Pseudonym "René Novell" mit dem Titel "Der erkennende Geist der Schöpfung" herausgebracht habe.

Vor über 20 Jahren ist die digitale Bildbearbeitung in mein Leben getreten, wodurch sich die gestalterischen Möglichkeiten wesentlich erweitert haben. Dadurch sind Bilder unterschiedlichster Art und zu sehr verschiedenen Themen entstanden. Anfangs sind es vor allem Collagen, die meine künstlerische Arbeit geprägt haben. Gute Beispiele hierzu findet man unter der Rubrik "Retro", oder unter "Spirit". So besteht beispielsweise das Bild hier links aus einem einzigen Auge. Weitere Bilder dieser Serie findet man unter "Spirit".

Momentan geht es mir mehr darum das Bild im Bild zu entdecken. Was bedeutet das? So fotografiere ich beispielsweise Strukturen in der Natur, wie etwa Wolken oder Steine, Moose und Flechten, ebenso aber auch eine schmutzige Mauer. Dieses Grundbild bedarf nun der näheren Betrachtung, ja, ich möchte sagen, der meditativen Schau. Meist fällt das Besondere nicht sofort ins Auge: es braucht etwas Zeit, Geduld, bis das eigentliche Bild aus dem Chaos hervortritt und bewusst wird. Auf diese Weise beginne ich  verborgene Sphären zu erkennen und in Folge erblicken unzählige Gestalten - Menschen, Tiere, Fabelwesen und vieles mehr das Licht der Welt.

Damit nun auch andere meine Vision erkennen können, verstärke ich die entsprechenden Linien des Bildes. Ich zeichne also nicht wahllos Gesichter oder Figuren in das Grundbild hinein, sondern hebe nur das hervor was zuvor, meist nur schwach erkennbar, schon vorhanden ist. Das bedeutet, dass eigentlich nicht ich der Künstler bin, sondern die Natur, die ein unfassbares Reservoir an verborgenen Welten mit sich führt. Diese Welten wollen erkannt werden und sie benötigen den betrachtenden Blick, um sich mit Leben füllen zu können. Manchmal fühle ich mich wie ein Befreier, der die verborgenen Wesen aus ihrer Gestaltlosigkeit hervorhebt und erlöst.

Die beschriebene Technik wende ich inzwischen nicht nur auf Naturfotos, sondern auch auf digital erstellte Grundbilder an. Hierbei möchte ich vor allem die Bilder mit den gitter- und netzförmigen Strukturen hervor heben, die auf Grund ihrer Durchbrechungen einen filigranen Charakter besitzen. Auf diese Weise sind recht phantastische Welten in Erscheinung getreten und ich bin gespannt, was sich mir in Zukunft offenbart.

 

 

Bad Neuenahr 07.03. 2017

Rainer Neuefeind